DIAS DE SANTIAGO

Ein Film von Josué Méndez

Peru 2004, 83 Min., 35mm, Farbe und s/w

Produktion: Chullachaki Producciones, Peru

Regie/Drehbuch: Josué Méndez
Kamera: Juan Durán
Ton: Francisco Adrianzén
Schnitt: Roberto Benavides Espino
DarstellerInnen: Pietro Sibille, Milagros Vidal, Marisela Puicón, Alhelí Castillo u.a.

Welturaufführung Rotterdam 2004 (Tiger Competiton)

Auszeichnungen u.a. in Fribourg (Bester Film, Fipresci, Ökumenische - und Jugendjury), Infinity Festival, Alba, Italien (Beste Regie, Publikumspreis, Signis-Preis), Buenos Aires (Bester Schauspieler), Transylvanian Festival (Bester Film), Innsbruck (Bester Film), Paris (Prix de l’Avenir), Festival du Nouveau Cinema Montreal (Bester Film), Miami International Film Festival (Bester Iberoamerikanischer Film)

Verkauft nach USA, Spanien, Frankreich, Schweiz, Österreich, Argentinien, Uruguay, Chile, Mexiko u.a.

Josué Méndez, 1976 in Lima geboren, studierte Film an der Yale-Universität, USA. Résidence Filmfestival Cannes 2004/2005. Mit seinem Kurzfilm Parelisa (1999) gewann er zahlreiche Preise; DIAS DE SANTIAGO ist sein erster langer Spielfilm.


Der junge Santiago Román kämpfte mehrere Jahre in einer Eliteeinheit der peruanischen Marine gegen terroristischen Aufstand, Drogenhandel und das Nachbarland Ekuador. Jetzt kehrt er nach Lima zurück, in eine chaotische und kaputte Gesellschaft und Familie. Er sehnt sich nach einem "normalen" Leben mit Arbeit und Familie. Santiago will seine militärische Vorstellung von Ordnung durchsetzen. Doch niemand hat auf ihn gewartet und seine Erinnerungen an die Gewalt lassen ihm keine Ruhe.

"Ein überraschend intensiver Erstling" (Variety)

"Formal bestechendes Erstlingswerk" (Trigon)

"Intensity of Sibille’s acting, sincere, strong and unstereotypical" (Fipresci)

"Die Kameraführung und die Dichte der Bilder bringen das Publikum dem Darsteller sehr nahe und zeigen auf eindrückliche Weise seine Frustration, seine Wut, die Tragik der Situation." (Amnesty International)


"[Josué] Méndez hat in New York studiert und knüpft stilistisch an die besten Traditionen der "American Independents" an. Die Titelfigur Santiago bekommt nach seinem Ausscheiden aus der Armee kein Bein mehr auf den Boden; seine militärische Denkweise macht es ihm unmöglich, sich in den Alltag einzufinden. Der Film erzählt lakonisch, mit unterkühltem Humor und im Wechsel von Farb- und Schwarz-Weiß-Einstellungen eine ebenso universelle wie lokale Geschichte. Zudem besitzt er [...] narrative und stilistische Frische [....]."

Wolfgang M. Hamdorf: "Utopien und Hoffnungen - Spanische und lateinamerikanische Filme auf dem Münchner Filmfest", film-dienst 15/04


DIAS DE SANTIAGO...Peruanischer Alltag, scharf betrachtet

Es gibt verschiedene Dinge, die mich an vielen jungen lateinamerikanischen Filmschaffenden faszinieren. Zum wichtigsten gehört die Tatsache, dass sie sich einen Deut um kommerzielle Ansprüche des Nordens kümmern, dass sie das erzählen, was ihnen persönlich wichtig scheint und dass sie das in der Art erzählen, die ihnen die richtige erscheint.

Josué Méndez aus Peru ist da ein Beispiel. Der junge Filmemacher hat sehr lange an seinem Erstling gearbeitet, hat ihn selber mehrfach verworfen und neu geschnitten, bis er an dem Punkt angelangt war, der ihn überzeugte. "Dias de Santiago" ist einer der besten Erstlinge, die in den letzten Jahren entstanden sind [...]

Sein Film könnte nicht aktueller sein: Santiago, seine Hauptfigur, ist ein Soldat, der nach drei Jahren Kriegsdienst ins Leben heimkehrt, nach Lima, in seine Heimatstadt. Er hat für sein Land in einem dieser absurden Kriege, von denen schon gar niemand mehr redet, an der ölreichen ecuadorianisch-peruanischen Urwaldgrenze das Leben aufs Spiel gesetzt und hat gemordet in entsprechenden staatlichen Kommandos. Aber jetzt ist er zurück und meint, dass da jemand auf ihn gewartet hätte, womöglich sogar jemand dankbar wäre. Weit gefehlt. Der heimkehrende Soldat ist häufig einer, der den Anschluss ans Leben verpasst hat und vom Dasein als Krieger auf eine Art geprägt ist, die ihm die Reintegration schwer macht.

Josué Méndez zeichnet in seinem Film einen mittelständischen peruanischen Alltag nach und bietet damit einen Einblick ins Leben in der Hauptstadt des Andenstaates, wo eigentlich nie die Sonne scheint, weil immer diese Glocke aus einem Nebel-, Dunst-, und Smoggemisch über der Stadt hängt. Was an seinem Film aber am meisten packt, ist die Gegenwart der Vergangenheit. Es erzeugt Gänsehaut zu sehen, wie sehr ein Soldat, das, was er sich als Soldat aneignen musste, verinnerlicht hat und wie stark ihn das im Kriegseinsatz Erfahrene bis in jede Körperregung hinein prägt. Es gibt wenige Filme, die das so präzise untersucht haben. Damit Méndez dies erreichen konnte, brauchte er einen erstklassigen Schauspieler, den er in Pietro Sibille gefunden hat. Es ist fast schon unheimlich, was dieser Mann vom inneren Wesen seiner Figur auf die eigene Hautoberfläche zaubert. "

Walter Ruggle: Zärtlichkeit und Zorn - Das neue lateinamerikanische Kino überzeugt im privaten wie im politischen, trigon-film Magazin Nr. 26, 2004


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